Tracht in St. Peter
Gerade St. Peter gilt als eine der bedeutendsten Trachtengemeinden des Hochschwarzwaldes. Das Tragen der Tracht von Jung und Alt an Sonn-, Feier- und Festtagen zählt zu den schönsten und farbenfrohesten Ausdrucksformen von Tradition und lebendigem Brauchtum.
Erst Mitte des 16. Jahrhunderts begann sich im Schwarzwald die Trachtenkleidung zu entwickeln. Sie war stets dem Zeitgeist unterworfen und hat sich über die Jahre hinweg den sich wandelnden Bedürfnissen der Menschen angepasst. Die älteste Trachtenbeschreibung, verfasst im Kloster von St. Peter, reicht bis zum Jahr 1739 zurück.
Mit Ausnahme der Bekleidung der Männer, die man auch maschinell herstellen kann, wird die Tracht grundsätzlich von Hand gefertigt. In St. Peter üben bis heute noch alle Trachtenhandwerkerinnen ihren Beruf aus. Diese sind: Trachtenschneiderin, Schäppelmacherin, Hutmacherin, Kappenmacherin und Goldstickerin.
Die Tracht der Frauen besteht aus einem einfarbigen Rock mit angenähtem Mieder (Rockbrust), das reich mit goldfarbenen Pflanzenmotiven bestickt ist. Unter dem Mieder wird eine weiße Bluse mit Puffärmeln getragen. Den Rock schmückt eine Seidenschürze mit großflächigem Blumenmuster. Zur Tracht gehört ebenfalls ein schwarzes Jäckchen, das je nach Witterung auch fehlen darf.
Die Männer tragen schwarze Hose, weißes Hemd mit goldbesticktem Krawättchen, rote Weste mit Goldknöpfen, schwarze Jacke, deren Revers mit den gekreuzten Petrusschlüsseln in Gold und der Silbertanne verziert ist sowie einen schwarzen Hut.
Die Kopfbedeckung der Frauen hingegen ist von großer Vielfalt. Sie orientiert sich an Alter und Stand der Trachtenträgerin und der Natur des Feiertages im Jahr.
So wird der Schäppel (von frz. „chapeau“ = „Kopfbedeckung“) – der wohl auffälligste Schmuck der St. Petermer Tracht – nur von Mädchen ab Erstkommunion bis zur Hochzeit getragen. Er besteht aus ca. 1500 Glasperlen und Silberplättchen, die kunstvoll zur Krone aufgebunden werden. Zum Schäppel gehören das „Böschle“ (kleine bunte Verzierung im Haar) sowie die “Livraien“ (aufwendig verzierte, in die Zöpfe eingebundene und fast bis zur Rocklänge reichende Bänder).
Auch darf der traditionelle Kranz – gefertigt aus mit Draht verbundenen, weißen Wachstropfen und kleinen grünen Myrtenblättern – nur bis zur Hochzeit getragen werden.
In einer Familie mit zahlreichen weiblichen Nachkommen trug aus finanziellen Gründen häufig nur eines der Mädchen den Schäppel, die anderen den Kranz.
Neben Schäppel und Kranz wird der Hut getragen, hergestellt aus einem feinem Strohgeflecht, das mit weißer oder schwarzer Lasur (für Traueranlässe) überzogen ist. Der Hutkopf ist mit Samt- und Seidenbändern eingebunden und mit einer Seidenrose verziert. Am Hutrücken schmiegen sich aus einer üppigen Seidenschleife fallende Bänder über den Rücken der Trachtenträgerin.
Die Kappe schließlich, auch „Backenhaube“ genannt, wird nur von verheirateten Frauen getragen. Sie besteht hauptsächlich aus einem dreieckigen, reich mit gold- oder schwarzfarbenen Stickereien verziertem Kappenboden und schwarzen Moiré-Bändern, die unter dem Kinn zu einer Schleife gebunden werden. Die Rückseite der Kappe zieren zwei lange schwarze Bänder. Die schwarze Kappe wird zu Beerdigungen und in Zeiten der Trauer getragen. Den Stand der weiblichen Trachtenträgerin erkennt man indes auch an der Farbe ihrer Strümpfe: bei Mädchen und Ledigen sind diese weiß, bei verheirateten Frauen schwarz. Das Tragen der Tracht ist eine Form des Ausdrucks von Heimatverbundenheit und Gemeinschaftssinn und – so Gottfried Rohrer: „Wer die Tracht trägt, ist immer richtig und gut gekleidet“.